Stolpersteine Familie Kurzweil
Adresse: Schröttergasse 7, 8010 Graz
Koordinaten: 47.082182, 15.441453
Ansprechperson: Verein für Gedenkkultur, GRin Mag.a DI (FH) Daniela Grabe; verein-fuer-gedenkkultur-graz@gmx.at: Tel.: 0664 395 5525
Historischer Bezug
Stolpersteine erinnern allgemein an die Opfer bzw. Opfergruppen des Nationalsozialismus, auch an jede Form von Verfolgung. Die betreffenden Stolpersteine erinnern an die Familie Kurzweil- Gisela, Bruno und Adele.
Bruno Kurzweil war Rechtsanwalt in Graz, der sich bereits in den 30er Jahren für die Sozialdemokratie engagierte. Er und seine Frau Gisela lebten gemeinsam mit ihrer Tochter Adele (*1925) in der heutigen Schröttergasse 7. Die Familie war bereits früh aus der Israelitischen Kultusgemeinde ausgetreten, dennoch wurde sie 1938 von den Nationalsozialisten als jüdisch geführt, was zum Schulausschluss Adeles und zum Berufsverbot für Bruno Kurzweil führte. Im Frühherbst 1938 reiste die Familie über die Schweiz nach Frankreich aus. Zunächst blieben sie in Paris, wo bereits die Führungsriege österreichischer SozialdemokratInnen lebte. Nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten im Norden Frankreichs beschloss die Auslandsvertretung österreichischer Sozialisten in den Süden Frankreichs, nach Montauban, zu gehen.
Wie viele Angehörige der Auslandsvertretung bemühte sich die Familie Kurzweil um ein Visum für die USA bzw. Mexiko, da der noch unbesetzte Teil Frankreichs längerfristig auch keine Sicherheit bot. Ein Ausreisevisum zu bekommen gestaltete sich jedoch als extrem schwierig und die Lage spitzte sich weiter zu. Im Zuge einer Razzia erfolgte im Sommer 1942 die Verhaftung der Familie in Auvillar. Über verschiedene Stationen wurden sie nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Im Jahr 1990 fand man auf dem Dachboden der Polizeistation in Auvillar Koffer, die – wie sich später herausstellen sollte – der Familie Kurzweil gehörten. Nach der Inventarisierung und Sichtung der zahlreichen Dokumente und Schriftstücke ließ sich auf diese Weise die Geschichte der Grazer Familie Kurzweil rekonstruieren.
Errichtungszeit
Die Stolpersteine für die Familie Kurzweil wurden am 04. Juli 2014 verlegt.
Initiatoren und Projektverlauf
Der Verein für Gedenkkultur initiierte die Stolpersteine in Graz. Der Verein wurde Ende 2012 von GRin Daniela Grabe und Sabine Maurer gegründet. Das Urheberrecht für die Stolpersteine liegt beim Kölner Gunter Demnig, der in den 1990er Jahren begann, Stolpersteine zu verlegen. Alle Stolpersteine folgen einem einheitlichen Grundsujet, dessen Entwurf ebenso auf Gunter Demnig zurückgeht. Mittlerweile gibt es über 50.000 Stolpersteine in 1300 verschiedenen Städten in 18 europäischen Ländern.
Die Gehsteige der Verlegungsorte bzw. das Territorium der Stolpersteine befinden sich im Eigentum der Stadt Graz. Jeder Stein hat eine Patin bzw. einen Paten. Im Falle des Stolpersteins von Adele Kurzweil hat die ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus die Patenschaft übernommen. (Nähere Informationen unter bettina.ramp@argejugend.at.)
Gedenkkultur
Zu bestimmten Gedenktage um den 27. Jänner (Auschwitzbefreiung), am 08. Mai (Kriegsende) und am 09. November (Pogromnacht) und rund um Jom haScho’a (der offizielle Holocaust-Gedenktag des Staates Israel, nach dem jüdischen Kalender, daher kein offizielles Datum nach dem gregorianischen Kalender) finden Stolperstein-Rundgänge statt.
Quellen
Mag.a Kathrin Ruth Lauppert-Scholz
Ehetreiber, Christian/Ramp, Bettina/Ulrych, Sarah: … und Adele Kurzweil und … Fluchtgeschichte(n) 1938 bis 2008. Clio Verlag, 2008
Stolpersteine Graz: Adele Kurzweil