70 Jahre 2. Republik. Ausgerufen am 27.4.1945 durch Dr. Karl Renner. 20 Tage vor dem Geburtstag unserer 2. Republik verübte der Eisenerzer Volkssturm am 7. April 1945 auf der Passhöhe des Präbichls einen Massenmord an über 200 ungarischen Jüdinnen und Juden. Bis 21. April 1945 folgten weitere Morde an ungarischen Juden entlang der Eisenstraße. In rund 150 österreichischen Gemeinden fanden Ermordungen statt. Jahrzehntelang stand dieser größte Massenmord auf steirischem Boden im Dunkel des systematischen Verdrängens und Vergessens, ehe eine private Gedenkinitiative (Bert Breit, Walter Dall-Asen, Heimo Halbrainer und Christian Ehetreiber) im Eisenerzer Gemeinderat am 18.10.2000 einstimmig angenommen und ein mehrjähriger Gedenkprozess mit breiter Bürger- und Jugendbeteiligung (Eisenerzer Personenkomitee) gestartet wurde.
Todesmarschmahnmal am Präbichl am 16.6.2004 enthüllt
Ein von Eisenerzer Jugendlichen entworfenes Mahnmal auf der Passhöhe des Präbichls, zahlreiche Bildungsveranstaltungen zum Todesmarsch in den Schulen entlang der Eisenstraße, der jährlich von Gerhard Niederhofer organisierte „Lebensmarsch“ zum Todesmarschmahnmal, zwei wissenschaftliche Buchpublikationen, die im CLIO Verlag erschienen sind, eine rezeptionsgeschichtliche Videoproduktion zur Resonanz des Mahnmals bei den BürgerInnen und ein von Jugendlichen eingerichteter Schauraum im Eisenerzer Museum repräsentieren einen Ausschnitt der entstandenen Produkte dieses Gedenkvorhabens. Alle in den mittlerweile 15 Jahren gesetzten Gedenkaktivitäten stehen unter dem Motto „Erinnern, nicht aufrechnen“ und haben längst die Schulen und Gemeinden in Eisenerz und in der gesamten Eisenstraße erreicht, wo exemplarisch auf das BG/BRG Leoben neu mit Wini Hofers Theaterproduktion zum Todesmarsch „Wenn die Steine weinen“ hingewiesen sei. Heimo Halbrainer konnte durch jahrelange akribische Recherchen in Archiven im Jahr 2013 70 bislang namenlosen Opfern des Massenmordes am Präbichl ihre Namen und Ausschnitte ihrer Lebensgeschichten zurückgeben, publiziert im 2. Band des bei CLIO erschienenen Werkes „Die Eisenstraße 1938 bis 1945“.
ORF-ZiB-2-Redaktion dreht für die Reihe „Universum History“ in Eisenerz
Gedenkjahr 1945/2015: Zeitgeschichtliche Erinnerungsarbeit als Medium der Demokratie- und Menschenrechtsbildung. Redakteur Peter Teubenbacher von der ZiB-2-Redaktion fragte bei der ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus an, ob für die ORF-Reihe „Universum History“ am 8.5.2015 mit Jugendlichen in Eisenerz beim Todesmarschmahnmal gedreht werden könne. Unser steiermarkweites Gedenknetzwerk zeigte einmal mehr seine Tragfähigkeit. Vizebürgermeister a.D. Gerhard Niederhofer, seit Jahren engagierter Koordinator der Gedenkaktivitäten in Eisenerz, Direktor Willi Fürbass und Prof. Wolfgang Perndorfer von der BHAK Eisenerz und Frau Direktorin Sigrid Günther vom Eisenerzer Stadtmuseum sagten spontan zu, dem ORF mit einer engagierten SchülerInnengruppe vor Ort zur Verfügung zu stehen.
Bereits zwei „Generationen“ der Eisenerzer Jugend im zeitgeschichtlichen Dialog
Die Dreharbeiten und Interviews fanden statt im Schauraum zum Todesmarsch im Eisenerzer Stadtmuseum, in der BHAK Eisenerz, beim Mahnmal am Präbichl und am jüdischen Friedhof in Eisenerz. Die Jugendlichen beeindruckten durch fundiertes Bescheidwissen und eine spürbare Haltung des persönlichen Berührtseins vom Todesmarsch 1945. Mit Armin Paar und Burkhard Freytag, ehemalige Schüler der Eisenerzer Sporthauptschule, waren auch zwei junge Persönlichkeiten anwesend, die vor rund einem Jahrzehnt an der Realisierung des Eisenerzer Mahnmals federführend mitgewirkt haben. Der Maturant Philipp Dobita vom BORG Leoben brachte seine im Rahmen der heurigen Matura verfasste vorwissenschaftliche Arbeit zum Todesmarsch mit. Die von der Stadtgemeinde Eisenerz, dem Eisenerzer Personenkomitee, der BHAK, der Neuen Mittelschule Eisenerz, dem BORG Eisenerz und der ARGE Jugend im Jahre 2000 begonnene zeitgeschichtliche Aufarbeitung des Todesmarsches der ungarischen Jüdinnen und Juden 1945 zeigte an diesem 28.4.2015 eine ungebrochene Kontinuität in der Beschäftigung mit diesem Thema. Ein gemeinsames Mittagessen im Eisenerzer Hof als Dankeschön an die Jugendlichen bot noch Gelegenheit, um die vielen Geschichten und Puzzlesteine des Eisenerzer Gedenkprojektes gemeinsam in Erinnerung zu rufen. Nähere Informationen zum Todesmarsch wie auch zum Eisenerzer Gedenkprojekt finden sich auf unserer Website „Generationendialog Steiermark“: Videos mit ZeitzeugInnen; Bilder; kurze Dossiers von Eleonore Lappin und Heimo Halbrainer zum zeitgeschichtlichen Sachverhalt: https://www.generationendialog-steiermark.at/themen/todesmarsch-ungarischer-juedinnen-1945/
Dank an die Stadtgemeinde Eisenerz!
Wir danken den Eisenerzer BürgermeisterInnen seit dem Jahr 2000: Bürgermeister a.D. Hermann Auernigg, Bürgermeister a.D. Mag. Gerhard Freiinger, Vizebürgermeister a.D. Gerhard Niederhofer, Frau Bürgermeisterin Christine Holzweber sowie allen GemeinderätInnen von Eisenerz, dass sie sich seit nunmehr 15 Jahren im parteiübergreifenden Zusammenwirken für das Erinnerungsprojekt “Todesmarsch Eisenstraße“ nach besten Kräften engagieren! Wir gedenken gemeinsam der Opfer des Todesmarsches!
Christian Ehetreiber
Links zum Thema Todesmarsch bzw. zum Gedenkprojekt „Todesmarsch Eisenstraße 1945“
http://www.clio-graz.net/index.php?option=com_content&view=article&id=11&Itemid=15
http://www.argejugend.at/2014/12/zum-tag-der-menschenrechte-zukunft-braucht-erinnerung/
http://www.argejugend.at/2013/11/erinnern-sichert-zukunft-schluss-mit-schlussstrichen/
Liebe Freunde !
Mir fehlt ein Bericht über die Gedenkstätte Gratkorn.Am 04. April 2016 wurde vor dem Gemeindeamt Gratkorn von Frau Präsidentin Dr. Bettina Vollath und Frau Talya Lador-Fresher, Botschafterin des Staates Israel und Dr. Janos Perenyi , Botschafter der Republik Ungarn ein viersprachiger Gedenkstein und eine zweisprachige Informationstafel über den Todesmarsch ungarischer Juden enthüllt. 26 ungarische jüdische Zwangsarbeiter wurden am 04.April 1945 im Raum Gratkorn von Soldaten der Waffen SS auf der Flucht erschossen. Ein Zeichen gegen das Vergessen wurde von der Gemeinde Gratkorn errichtet.