Wie können wir die Geschichte besser verstehen?

Seit der Gründung der ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus bildet der Dialog mit ZeitzeugInnen in der Schule sowie in der außerschulischen Jugendarbeit einen Schwerpunkt unserer Bildungs- und Bewusstseinsarbeit. Dabei stehen nicht die Erinnerungen von ehemaligen PolitikerInnen, sondern die Erlebnisse der „kleinen Leute“ im Mittelpunkt.
Nicht die Erinnerungen von einstigen „Lenkern“, sondern die Erinnerungen und Erfahrungen der „potenziellen Großeltern“, die in der Zeit des Nationalsozialismus von diesem System verfolgt wurden oder gegen dieses System Widerstand leisteten, wecken das Interesse für Geschichte und Politik unter den Jugendlichen.

 

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Maria Cäsar bei einem ihrer zahlreichen Schulbesuche

 

Mit der Widerstandskämpferin Maria Cäsar begann die ARGE Jugend vor Jahren eine Phase intensivster zeitgeschichtlicher Dialogarbeit an steirischen Schulen, die von SchülerInnen und LehrerInnen als eine sehr lebensnahe Bereicherung des Geschichteunterrichts empfunden wird. Die oftmals als langweilig erlebte Wissensvermittlung erfährt durch den Einsatz von ZeitzeugInnen eine echte Belebung und hilft auch beim Verstehen der Geschichte der Ersten und Zweiten Republik wie auch der Geschichte des Nationalsozialismus in Österreich. ZeitzeugInnen können den/die HistorikerIn keinesfalls ersetzen, sondern nur die Materie der Wissenschaft anschaulich illustrieren.
Die ZeitzeugInnen stehen uns leider nicht unbegrenzt zur Verfügung. Vor diesem Hintergrund startete die ARGE Jugend das Projekt „Generationendialog Steiermark“. Ziel dieses Projektes ist es, das narrative Wissen der steirischen ZeitzeugInnen mittels Video für die Nachwelt festzuhalten und der breiten Öffentlichkeit auf einer Online-Plattform frei zugänglich zur Verfügung zu stellen. Auch Archivmaterial aus vorangegangenen Videoeditionen kann über die Plattform abgerufen werden.
Diese Art der Wissensvermittlung über ZeitzeugInnen wird in der ARGE Jugend über unterschiedlichste Wege gefördert. Eine Möglichkeit bietet auch die historische Forschungsarbeit zu einem regionalen Thema. Eine derartige Projektkonzeption entwickelten wir mit einer Grazer Jugendgruppe für das Projekt „Der Koffer der Adele Kurzweil“. Die Jugendlichen erforschten die Migrationsgeschichte der Grazer jüdischen Familie Kurzweil nach Südfrankreich. Unterstützt wurden wir in unserer Arbeit von Frau Professor Hanna Papanek, sie emigrierte damals mit ihrer Familie über Frankreich in die USA.

 

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Hanna Papanek und Bettina Ramp referierten im Rahmen der Fachtagung zur Exilforschung an der Alice Salomon Fachhochschule in Berlin

Die positiven Erfahrungen werden auch weitergegeben

Im Oktober dieses Jahres organisierte die Alice Salomon Hochschule in Berlin eine internationale Tagung zur Frage der Vermittlung von historischem Wissen und politischer Bildung. Im Rahmen dieser Veranstaltung präsentierte die ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus ihre langjährigen Erfahrungen in der historischen Vermittlungsarbeit an Jugendliche. Unter anderem stellten wir die oben genannte Plattform www.generationendialog-steiermark.at vor, auf welcher man alle aufgenommenen ZeitzeugInneninterviews in Form von Kurzclips findet.

Tagung: Flüchtige Geschichte und geistiges Erbe – Reflexionen zum Stand der Frauenexilforschung und zur Frage der Vermittlung

B. Ra.

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