Kunst als Waffe gegen den Krieg – Pablo Picassos Guernica

„Guernica“, eines der bekanntesten Antikriegsbilder der Kunstgeschichte, ist Mahnung an die Öffentlichkeit, künstlerischer Ausdruck des Protests an den zeitspezifischen politischen Zuständen und Hoffnungsträger zugleich.

1937 erhielt Picasso, der seit 1904 in Paris lebte und inzwischen der berühmteste lebende Künstler der Welt war, von der spanisch republikanischen Regierung den Auftrag ein Wandgemälde für den Pavillon auf der Weltausstellung in Paris zu gestalten.

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Zerstörung der baskischen Stadt Gernika

Die Tragödie, die sich am 26. April 1937 – während dem Spanischen Bürgerkrieg – in der Stadt Gernika ereignete, lieferte dem Künstler schließlich das Bildthema. Es war ein Montag, der Großteil der Bevölkerung Gernikas (span. Bez.: Guernica) war am Marktplatz versammelt, wo wie gewöhnlich der Markt stattgefunden hatte, als sie unvorhersehbar bombardiert wurden. Deutsche Flugzeuge der Legion Condor sowie einige italienische Kampfflugzeuge verwandelten im Dienst der spanischen Aufständischen unter Franco die baskische Stadt durch den Einsatz von Splitter – und Brandbomben in einen brennenden Schutthaufen. Die Bombardierung Gernikas war ein gezielter Terrorangriff gegen die Zivilbevölkerung, wobei Tausende von wehrlosen Menschen getötet wurden. Die Verantwortlichen leugneten sofort jegliche Beteiligung an dem Angriff und in der rechten Presse kursierte über mehrere Monate lang die bewusste Falschmeldung, die Basken hätten ihre Stadt selbst niedergebrannt. Doch es gab keinen Zweifel daran, dass das nationalsozialistische Regime unter Francos Führung für dieses Verbrechen verantwortlich war.
Auch Hermann Goering hat später eingestanden, dass der Angriff auf Gernika der Erprobung der neuen Flugzeuge des deutschen Militärs für den bevorstehenden Weltkrieg diente.

Ein Monumentalbild als Anklage gegen den Krieg

„Haben Sie das gemacht?“ fragten deutsche Soldaten eines Tages, als sie in Picassos Atelier eine Abbildung von „Guernica“ sahen. „Nein, meine Herren“, antwortete Picasso darauf, „das haben S i e gemacht.“

Picassos monumentales Gemälde sollte zum Entstehungszeitpunkt nicht bloß als Erinnerung an den grauenvollen Angriff dienen, sondern vor allem auch der Aufdeckung der oben erwähnten Propagandalüge. Eine internationale Veranstaltung, wie die Weltausstellung in Paris, bot den passenden Ort, um der Öffentlichkeit die Wahrheit über das Geschehen aufzuzeigen.
Mit „Guernica“ stellte der Künstler dem Programm der Weltausstellung, das die ‚Technik im modernen Leben‘ verbreitete, sein Bild als vernichtende Kritik entgegen.  Der bewusste Verzicht auf die Darstellung der Ursache für das Leid der Gezeigten ist als Anspielung auf die Anonymität der neuartigen Kriegstechnik und die Blitzkriege zu verstehen.

Das Kunstwerk ist aufgrund seiner Entstehungsgeschichte und seines Titels untrennbar mit der historischen Tragödie verbunden. Würde man den Titel des monumentalen Gemäldes beiseite lassen, wäre es nur schwer zu begreifen, was das Bild über das Bombardement aussagt. Ohne Picassos Meisterwerk wäre das dramatische Geschehen mit Sicherheit in der Anonymität der Kriegsgeschehnisse untergegangen.
Obwohl „Guernica“ unzählige Male reproduziert wurde und damit der Gefahr ausgesetzt war, zu einem Produkt zu verkommen, hat sich seine Aussagekraft erhalten. „Guernica“, ein Bild, das mitten im spanischen Bürgerkrieg geschaffen wurde, zeigt heute nicht mehr nur die Ablehnung des grauenhaften Krieges, sondern vermittelt darüber hinaus die Hoffnung nach Frieden und Freiheit.

„Guernica“ befindet sich heute im Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía

Auszug aus: Corinna Furtmüller, Das Triptychon im 20. Jahrhundert als Reaktion auf politische Geschehnisse, Diplomarbeit, Graz 2010, 91 – 113

Mehr zum Bild:
http://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article823783/Die-Geschichte-von-Picassos-Guernica.html

http://www.pablopicasso.org/guernica.jsp

http://www.n24.de/n24/Wissen/History/d/1569090/picasso-praesentiert–guernica-.html

Buchtipp: Gijs van Hensbergen, Biographie eines Bildes, München 2007.

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