Das Stadtmuseum Bruck an der Mur, das Medienzentrum Steiermark, rund 110 Jugendliche aus der ganzen Steiermark, ein Zeitzeuge aus den USA und eine Onlineübertragung: Am 12.11.2013 fand zeitgleich in Bruck an der Mur und Graz die Auftaktveranstaltung für unser Projekt „Generationendialog erobert Youtube“ statt, bei der rund 140 Jugendliche aus erster Hand von den Grauen des NS-Regimes erfuhren.
Im Zentrum der Veranstaltung und des Dialogs stand das Thema „Lager St. Anna am Aigen“, zu welchem auch unser Zeitzeuge Sandor Vandor, der aus den USA angereist kam, live aus Graz per Livestream-Übertragung berichtete.
- Sandor Vandor “real” im Dialog in Graz
Sandor Vandor und das Lager St. Anna am Aigen
Der ungarische Zeitzeuge Sandor Vandor gab einen schonungslos offenen Einblick in seine Erfahrungen als Zwangsarbeiter im Lager St. Anna am Aigen. In der südoststeirischen Gemeinde waren ab Jänner 1945 ungarische Jüdinnen und Juden für den Bau des Südostwalles eingesetzt worden, um dem Vormarsch der Roten Armee Einhalt zu gebieten. Viele dieser Menschen sind bei unzähligen Massakern ums Leben gekommen. Einer der wenigen Überlebenden dieses Lagers ist Sandor Vandor, der seit 1956 in den USA lebt. Er war als junger Mann als Zwangsarbeiter ausgeliefert worden und wurde in St. Anna am Aigen interniert. Von dort aus marschierte er zusammen mit vielen anderen täglich an die Grenze, um Panzergräben auszuheben. Sandor Vandor erzählte von den unhaltbaren hygienischen Zuständen im Lager, vom Dauerbegleiter Hunger und so mancher Missgunst unter den Internierten, die unter unmenschlichen und grauenhaften Zuständen im Lager diese schreckliche Erfahrung teilten. Trotz dieser grauenhaften Erlebnisse fand Herr Vandor aber auch sehr positive und dankende Worte für die BewohnerInnen St. Annas, ohne deren Hilfsbereitschaft und Unterstützung, mit der sie sich selbst in große Gefahr begaben, er und viele andere wohl nicht überlebt hätten. Den Zeitzeugen verbindet nun seit mehreren Jahren eine innige Beziehung zu St. Anna und dessen Bürgermeister und er kommt immer wieder nach Österreich bzw. in die Steiermark, um von seinem Leben als Zwangsarbeiter Auskunft zu geben. Zudem ist er Mitinitiator des Denkmals in St. Anna.
Herr Vandor führte somit einen realen Dialog mit SchülerInnen des Borgs Bad Radkersburg in Graz, virtuell schalteten sich die Gruppen aus im Stadtmuseum Bruck mit rund 80 SchülerInnen und StudentInnen per Livestream dazu und brachten ihre Fragen ein, die sie im Vorfeld durch die Beschäftigung mit seiner Geschichte vorbereitet hatten. Was bedeutet Religion für ihn heute? Hat er selbst Erschießungen, Massaker und Vergasungen erlebt? Wie war die erste Zeit „in Freiheit“ für ihn? Wo sieht er seine Heimat? Diese und weitere spannende Fragen beantwortete Sandor Vandor den Jugendlichen live und ohne Umschweife.
- … und “virtuell” im Brucker Stadtmuseum!
Unschätzbare Lern- und Begegnungsmöglichkeiten
Die ARGE Jugend beschäftigt sich schon seit den 1990er Jahren mit ZeitzeugInnen in Kooperation mit historisch interessierten Jugendlichen. Dabei wurde Audio- und Videomaterial mit einer Laufzeit von rund 300 Stunden gesammelt, welches dann ebenfalls auf der Onlineplattform 2014 zur Verfügung stehen wird. Für die Jugendlichen stellen die ZeitzeugInneninterviews unschätzbare Lern- und Verständnismöglichkeiten dar, denn durch diese Art der Aufbereitung von Geschichte werden die Erlebnisse der ZeitzeugInnen hautnah an die jungen Menschen vermittelt.
Nach diesem Modell der Online-Übertragung werden nun viele weitere Dialogveranstaltungen folgen, deren Termine auf unserer Facebook-Seite bekanntgegeben werden und zu denen sich jede und jeder Interessierte sehr gerne hinzuschalten kann!
B. A.
Auszug aus den Medienberichten
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